Auf #Mallorca gilt der Tunnel am Puig Major auf 880m als höchste mit dem Rad erreichbare Stelle. ABER: Man kann nun Ende April auf den Gipfel des Puig Major auf 1.436m. Dann öffnet das spanische Militär die sonst gesperrte Strecke für 300 Rennradler! tinyurl.com/mwb69hnt #passzwang #rennrad #cycling
— passzwang.net (@passzwang.bsky.social) 16. Dezember 2024 um 19:38
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Mit dem Rennrad, dem Gravelbike und dem Mountainbike
unterwegs auf einigen der berühmtesten Anstiege der Welt
Der Chacaltaya ist der Hausberg von La Paz/Bolivien und hat bis vor wenigen Jahren das höchste Skigebiet der Welt beheimatet. Dieser Umstand führt zu der glücklichen Fügung für Radsportler, dass es eine Straße dort hinauf gibt. Kurz unter dem Gipfel steht eine ehemalige Skihütte, zu der sich nur noch wenige Touristen per Auto verirren und die heute vom bolivianischen Andenverein (und früher vom österreichischen Alpenverein) betrieben wird. Als Startpunkt für den Anstieg bietet sich der Ortsrand von La Paz/El Alto an. Die Gesamtdistanz bis zum Gipfel beträgt zwar "nur" 15km bei rund 900 Höhenmetern - dies spielt sich allerdings alles in einer Höhe über 4.000 Meter ab und führt zu einem der wenigen Punkte weltweit, die man auf dem Rad in über 5.000m Höhe erreichen kann.
Start: El Alto 4.300m
Das Höhenprofil lässt sich gut in drei Abschnitte einteilen. Hinter El Alto geht es zunächst langsam die Schotterpiste in Richtung Zongo-Tal und Basislager des Huayna Potosi hinauf. Nach fünf Kilometern kommt der Abzweig Richtung Chacaltaya. Das Profil wird dann für weitere fünf Kilometer etwas flacher, um dann auf den letzten fünf Kilometern zum Gipfel in schönen Serpentinen bei durchschnittlich 10% Steigung deutlich anspruchsvoller zu werden.
Trotz erheblicher Bedenken kam mein Mountainbike tatsächlich nach 32 Stunden Anreise im Flieger aus Deutschland über London und Miami unversehrt in La Paz/Bolivien an. Der Blick auf den höchsten Regierungssitz der Welt ist nicht nur wegen der Höhe atemberaubend. Hier der Blick vom auf dem Altiplano gelegenen El Alto (auf etwa 4.000m) hinunter nach La Paz, welches wind- und wettergeschützt rund 500 Meter tiefer in einem Talkessel eingebettet liegt. Dazu erhebt sich im Hintergrund der gewaltige vergletscherte Illimani, 6.439m.
Richtung Norden zeigt sich links der schneebedeckte Huayna Potosi (6.088), der unter Bergsteigern als relativ "einfacher" 6.000er gilt. Und rechts daneben weitestgehend schneefrei das Objekt der Begierde: der Chacaltaya!
Bevor man sich in dieser Höhe endlich auf das Fahrrad setzen kann, ist leider zuvor zwingend die langsame Anpassung des Körpers an den Sauerstoffmangel notwendig. Die ersten Tage geht es daher u.a. mit leichten Wanderungen an den gewaltigen Titicacasee...
...und zum Trekking in die phantastische Landschaft der Condoriri-Gruppe in der Cordillera Real.
Nach zehn Tagen Höhenanpassung geht es endlich los. Hinter der Millionenstadt El Alto (quasi der über den Kraterrand hinaus schwappende und auf dem Altiplano liegende Teil von La Paz) wird das Mountainbike aus dem Begleitfahrzeug gehoben und man legt die ersten Meter schnell zurück. Im Hintergrund wieder der Illimani.
In der Einsamkeit der Gegend bin ich ohne Orts- und spanische Sprachkenntnisse für mein Begleitfahrzeug mit einheimischem Guide sehr dankbar. Allein die Anfahrt durch das bettelarme El Alto wäre ohne Begleitung ein nicht ungefährliches Abenteuer.
Die Piste führt im unteren Teil genau auf den Chacaltaya zu, besteht zunächst aus recht ordentlich befestigtem Schotter und lässt sich auf einem leichten Hardtail auch gut befahren.
Freundliche Einheimische zeigen sich am Wegesrand verwundert über den Gringo, der hier bergauf radelt.
Nach etwa fünf Kilometern folgt der Abzweig Richtung Chacaltaya. Der Weg ins Zongo-Tal führt dagegen unten an der Laguna Milluni vorbei. Im Hintergrund der Huayna Potosi.
Jetzt wird es übel! Tennisballgroße Steine erschweren streckenweise das Vorankommen erheblich.
Weitere fünf Kilometer weiter beginnt schon der letzte Teil des Anstieges mit dem Blick auf die "Seven Lakes". Trotz der kleinen mit Gletscherwasser gefüllten Seen ist es hier oben staubtrocken. Die mineralienhaltige einsame Steinwüste ist wenig einladend. Leichte Bewölkung hilft, die starke Sonneneinstrahlung zu verringern. Die Temperatur liegt hier in einer Höhe von rd. 4.700m bei angenehmen 15 Grad Celsius.
Im Gegenlicht zeigt sich erstmals auf dem Gipfel schwach erkennbar die Hütte, zu der es noch gehen soll.
Die Rampen zum Gipfel beginnen. Stellenweise behindern insbesondere in den Kurven grobe Felsen und loses Gestein eine rhythmische Fahrweise. (Und wenn man eigentlich auf dem Rennrad zuhause ist, ist der Lustgewinn hier überschaubar...).
Auf rund 5.000 Meter Höhe bietet sich der Blick zurück auf die serpentinenreiche Piste. Nach zehn Tagen stets in über 3.500m Höhe feiern die roten Blutkörperchen langsam ein Riesen-Party: Hämatokrit- und Hämoglobinwerte sind am Anschlag. Der Sauerstoffpartialdruck beträgt hier oben nur noch etwa die Hälfte desjenigen auf Meereshöhe. Trotz der relativ kurzen Gesamtstrecke zum Gipfel zeigt mein Radcomputer auf dem letzten Teilstück die geringste jemals bei einem Anstieg gemessene Durchschnittsgeschwindigkeit von unter fünf km/h an...
Vorne erste Schneereste und hinten eine wissenschaftliche Einrichtung, aus der kurz danach ein kläffender, knurrender Hund auf mich zustürmt. Wo nimmt der Köter bloß die Puste her? Begleitfahrzeug hupt das Tier aus dem Weg...
Bienvenidos a Chacaltaya! Die offizielle Höhe beträgt 5.300 Meter über Normalnull. Mein barometrischer Höhenmesser zeigt 5.174m an. Google Maps/Earth misst hier knapp über 5.200m.
Im Hintergrund der wackeligen Hütte sind ganz unten El Alto und noch weiter unten im Krater La Paz mit zusammen zwei Millionen Einwohnern erkennbar.
Hinter der anderen Hütte beginnt der Trampelpfad hoch zum Gipfel. Rechts davon war früher das Skigebiet mit Skilift.