Mit dem Rennrad, dem Gravelbike und dem Mountainbike
unterwegs auf einigen der berühmtesten Anstiege der Welt
In der spanischen Sierra Nevada bietet der Pico del Veleta gleich zwei Superlative für Rekordjäger: Während die asphaltierte Nordrampe ab Granada für Rennradler das höchste der Gefühle in Europa bedeutet, stellt die unbefestigte schmale Südrampe aus den Alpujarras für Mountainbiker den höchsten fahrbaren Gipfelerfolg Europas dar.
Hier einige weitere Infos zu den höchsten Pässen und Bergstraßen sämtlicher Kontinente.
Nordrampe mit Rennrad
Start: Granada 738m
Höhenmeter: 2.673m
Distanz bis Gipfel: 51km
September 2007
Profil mit Hin- und gleichem Rückweg
Man startet die Tour in Granada und folgt dort linksseitig des Rio Genil der Beschilderung Richtung "Sierra Nevada". Damit ist das Skigebiet gemeint, das in der Bettenburg Pradollano beginnt und bis zum Pico del Veleta erschlossen ist. Kurz unterhalb des Gipfels findet sich der letzte Seilbahnlift, so dass der Weg bis dorthin für Zubringer asphaltiert ist. Dies gibt die einmalige Gelegenheit, diese Strecke bis etwa 900m vor dem Gipfel mit dem Rennrad zu befahren.
Die A-395 führt von Granada bis hinauf zum Pico del Veleta. Den Hinweis auf den Veleta findet man übrigens nirgends auf der gesamten Strecke. In Cenes de la Vega findet sich obere Abzweigung. Hier sollte man geradeaus die A-4026 über Pinos Genil fahren und dort erst Richtung A-395 abzweigen. Dieser Teil der Strecke ist deutlich angenehmer als der autobahnähnlich ausgebaute untere Teil der A-395.
Auf rd. 2.000m Höhe öffnet sich erstmalig der Blick auf den Pico del Veleta und das auf etwa 3.000m Höhe befindliche Observatorium. Empfehlenswert ist allerdings, zuvor bei etwa 1.800m Höhe (nach der einzigen Tankstelle und damit Verpflegungsstelle auf der gesamten Strecke) die landschaftlich und verkehrstechnisch schönere Nebenroute A-7903 zu wählen, die erst oberhalb von Pradollano wieder auf die A-395 trifft.
Der Veleta ist von hier noch gut 1.400 Höhenmeter und 25km entfernt.
Pradollano ist ein Skiort auf rd. 2.400m, der eigentlich nur aus Hotelbetten besteht. Im Spätsommer ist der Ort eine einzige schäbige Baustelle und es ist kein einziges Hotel oder ein Supermarkt geöffnet. Direkt am Ortsausgang beginnt das Skigebiet, dass sich bis zum Veleta hoch zieht. Beim hier beschriebenen Besuch Ende September fanden sich im Ort reichlich Mercedes-Modelle mit Stuttgarter und Böblinger Kennzeichen und einige Erlkönige, die hier jeweils von Testfahrern bewegt wurden.
Auf 2.600m findet sich diese Schranke, die das Ende für den öffentlichen Pkw-Verkehr darstellt. Die Straßenverhältnisse sind bis hier exzellent, da die gesamte Strecke ab Granada im Spätsommer 2007 offenbar neu asphaltiert wurde und damit für Rennradler paradiesische VerhÄltnisse begründet. Hinter der Schranke wird es dann aber deutlich schlechter. Schlaglöcher und leichter Steinschlag behindern auf der Auffahrt zwar nicht wesentlich, stellen aber bei der Abfahrt ein Problem dar.
Hinter der Schranke geht es in leichten Serpentinen mit ständigen rd. 6%-Steigung im Vergleich zu Alpenpössen recht gemächlich voran. Der Ausblick Richtung Norden in die Ausläufer der Sierra Nevada ist phantastisch. Hier befindet man sich bereits in einer Höhe, die in den Alpen nur noch von wenigen Strecken erreicht wird.
Financial Times Deutschland, 12. Februar 2010 - mit obigem Foto!
Auf 3.000m Höhe scheint der Pico del Veleta zum Greifen nahe. Doch der Weg zum Gipfel zieht sich von hier noch ewig hin und die Fahrbahn wird zusehends schlechter. Nach einigen weiteren Kilometern findet sich die Abzweigung des Passes Richtung Süden, die allerdings nur mit dem MTB befahrbar ist.
Der letzte Mast des Skilifts befindet sich auf 3.250m Höhe. Ähnlich wie in den Alpen kann es auch hier zu schlagartigen Wetteränderungen kommen. Hinter dem Pico zogen nun dichte Wolken auf, die für einen Temperatursturz von über 20 Grad auf nur noch wenige Grad über Null sorgten.
Der Höhenmesser zeigt 3.267m an als das Ende für die Befahrbarkeit der Strecke mit dem Rennrad eingeläutet wird. Ab hier ist große Geschicklichkeit oder besser ein MTB geboten. Bei der Höhe und dem aufziehenden schlechten Wetter riskiert man jetzt besser keinen Platten, so dass von hier die verbleibende Strecke von 900m geschoben werden muss. Die letzten 10m bis zum Gipfel muss das Rad dann sogar geschultert werden.
Top of Europe - Auf 3.394m ist der Gipfel des Pico del Veleta erreicht.
Nach der Tour ist eine Besichtigung Granadas mit der Alhambra absolute Pflicht
Der Nasridenpalast im Innern der Alhambra
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Start: Hoya del Portillo 2.150m
Höhenmeter: 1.311m
Distanz bis Gipfel: 24km
Oktober 2017
Das Profil der Südseite ist geprägt durch einen moderaten Anstieg bis auf etwa 3.000m. Es folgt ein langes Teilstück, auf dem man immer wieder bereits gewonnene Höhenmeter verliert, um dann hinter der eigentlichen Passhöhe in den steilen Schlussanstieg überzugehen.
Auftakt an der Schranke am Parkplatz Hoya del Portillo. Man kann die Rampe auch noch deutlich weiter unten in einem der Bergdörfer der Alpujarras in Angriff nehmen. Von Capileira hier hoch sind es zehn Kilometer auf einer Schotterstraße bei 7% Steigung.
Gemütlich geht es bei bestem Wetter hinauf.
Nach etwa acht Kilometern zeigt sich der Gipfelgrat der Sierra Nevada in voller Pracht: Rechts der Mulhacen als höchster Berg der iberischen Halbinsel, in der Mitte der Cerro de los Machos und hinten links mit dem charakteristischen Zacken der Pico del Veleta - unser heutiges Ziel.
Die einzige Weggabelung kommt an dieser Stelle auf 2.750m. Links geht es hinab zum Refugio Poqueira, rechts ist der für Mountainbiker gesperrte Weg hinauf zum Mulhacen und geradeaus ist unser Weg in Richtung Veleta.
360 Grad Rundumsicht
Die Wegbeschaffenheit wandelt sich. Die ehemalige Fahrspur ist zunehmend von Steinen und Geröllabgängen übersät. Faktisch wird der Weg nur noch zu einer schmalen Spur für Wanderer und Biker.
Der lange Weg hinauf ist ganz hinten deutlich erkennbar.
Auf etwa 3.000m ist man unterhalb der Westflanke des Mulhacen. Früher sind hier Mountainbiker hinuntergesurft - heute ist der Weg ausdrücklich für Biker gesperrt.
Blick zurück. Unten rechts der Bildmitte ist das Refugio Poqueira.
Am Refugio Pillavientos bietet sich dieser Blick Richtung Ziel.
360 Grad Rundumsicht am Refugio Pillaventos
Zehn Tage zuvor hatte es kräftig geschneit (wir haben Ende Oktober, vgl. auch die Tour zum Mulhacen). Oberhalb 3.000m ist die Fahrspur noch deutlich schneebedeckt, aber man kommt am Rand knapp vorbei.
Lang zieht sich der mühsame Weg in leicht welligem Auf und Ab. Auf den folgenden sieben Kilometern überwindet man so nur etwa 100 Höhenmeter.
Es wird technisch anspruchsvoller.
Steine, Steine, Steine zehren an den Kräften.
In einer der wenigen sehr schattigen Ecken liegt noch so viel Schnee, dass etwa 50m geschoben werden müssen.
Es geht steinig weiter.
Auf 3.205m ist die Passhöhe Collado de Veleta erreicht.
Auf der Nordseite hat man die Wahl zwischen noch mehr Schnee rechts, Abgrund links - oder schmaler Spur in der Mitte.
Nach einigen hundert Metern trifft man auf die asphaltierte Nordrampe, die hier Richtung Gipfel abzweigt.
Zu meiner großen Überraschung und Freude ist die Straße vom Schnee geräumt. Der Zustand des nun deutlich steileren Weges ist für das MTB kein Problem. Die von Norden kommenden Rennradler haben hier aber erhebliche Probleme.
An dieser Stelle biege ich falsch ab zur Gipfelstation des Seilbahnlifts (da der Weg dahin geräumt war). Es folgt dahinter ein kurze Tragepassage durch Schnee und dann ist man wieder auf der regulären Fahrbahn.
Die letzten Meter zum oben sichtbaren Gipfel
Zehn Jahre nach dem ersten Gipfelerfolg wieder auf dem Top of Europe - diesmal mit MTB
Gipfelpanorama (360 Grad Rundumsicht)
Blick vom Gipfel hinüber zum Mulhacen
Einen Tag später gelingt dieses Foto aus dem Flugzeug: Hinten links ist der Mulhacen mit der schneebedeckten Spur deutlich erkennbar. Vorne rechts der Zick-Zack-Anstieg zum Veleta.